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Klimawandel-Anpassung in SÜW

Der Klimawandel verlangt nach Anpassung. Die Südliche Weinstraße hat erfolgreich beim KlimawandelAnpassungsCOACH RLP teilgenommen. Der Endbericht liefert erste Antworten auf Klimawandelfolgen vor Ort.

Die Basisfakten zum Klimawandel.

Den Klimawandel gesundheitlich meistern

Weinbau im Klimawandel

Pfälzerwald im Klima-Wandel

Landwirtschaft im Klimawandel

Der Klimawandel ist messbar, sichtbar und spürbar

Als "Toskana Deutschlands" ist die Südliche Weinstraße bekannt für sonnige Südwest-Wetterlagen aus dem Mittelmeerraum. Geschützt vor Tiefdrucksystemen erleben Natur und Mensch lange und warme Sommer am Haardtrand. Der globale Klimawandel bringt Veränderungen in die Region: verlängerte Vegetationszeiten und Extremwetterereignisse, sommerlicher Wassermangel, steigende Temperaturen und Hitzewellen. Insbesondere Weinbau, Land- und Forstwirtschaft begegnen im Klimawandel immer neuen Herausforderungen. Zusätzliche Treibhausgase erwärmen die Atmosphäre immer weiter. Nachhaltige Anpassung an den Klimawandel setzt globale - und damit auch lokale - Klimaneutralität voraus.

Es wird wärmer und heißer im Landkreis

Im Landkreis liegen die heutigen Durchschnittstemperaturen rund 2,0 °C über dem frühindustriellen Niveau (1850-1900). Kalte Jahre gab es seit den 1960ern nicht mehr. Die zehn heißesten Jahre dagegen traten innerhalb der letzten 18 Jahre auf. Die Häufungen verdeutlichen den Temperaturanstieg vor Ort. Immer mehr heiße und immer weniger kalte Tage wirken sich auf Gesundheit, Flora und Fauna aus.

Zur Erinnerung: Das Pariser Klimaabkommen setzt sich zum Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und möglichst bei 1,5 °C zu halten. 

as Diagramm zur Klimaerwärmung im Landkreis SÜW zeigt eine Abweichung der Temperatur zum Referenzzeitraum 1881-1910 um 2°C

Immer mehr Sonnenstunden im Landkreis

Gute Neuigkeiten allein für die Photovoltaik: Die Sonnenstunden im Landkreis nehmen messbar und spürbar zu. Mit rund 1750 Sonnenstunden im langjährigen Mittel und zunehmend auch deutlich darüber liegenden Jahren, sind die Werten aus den 1950er Jahren längst übertroffen. So hat die Anzahl der Sonnenstunden um rund 130 Stunden zugenommen. Im Frühjahr noch angenehm, treibt der wolkenlose Himmel im Sommer die Trockenheit in unserer Region weiter voran und beeinflusst die Reifungsprozesse im Weinbau.

Die Entwicklung der Sonnenscheindauer im Landkreis SÜW zeigt seit den 1950er Jahren einen Negativtrend von >1700 Stunden bis unter 1500 Stunden in den 1970er und 80er Jahren. Anschließend stiegen die Sonnenscheinstunden im geglätteten Mittel auf über 1900 Stunden in den späten 2010er und frühen 2020er Jahren.

Es wird immer seltener kalt im Landkreis

Mehr Sommertage (TLuft ≥ 25°C), heiße Tage (TLuft ≥ 30°C) und Tropennächte (TNachtluft ≥ 20°C) bedeuten Stress für die Gesundheit: Verkürzte Ruhezeiten, Herz-Kreislaufbelastungen durch Überhitzung und Dehydrierung mehren sich in den Sommermonaten. Derweil schwinden Eis- und kalte Tage: Nur noch knapp 60 Tage im Jahr erreichen 0°C, nur 12 davon verbleiben unter dem Gefrierpunkt. Das hat schwer abzuschätzende Folgen, nicht nur für heimische Tiere und Pflanzen. Auch invasive Arten, wärmeliebende Insekten und Krankheitserreger, die den Winter nun leichter überstehen, können unser Ökosystem und unsere Gesundheit belasten.

Anzahl Eis-, Frost-, Sommer- und heiße Tage seit 1951 - kalte Tage abnehmend, warme bzw. heiße Tage zunehmend

Die Winter werden nasser, die Sommer immer trockener

Viel Sonne und wenig Regen sind wir an der Südlichen Weinstraße gewohnt. Doch der Klimawandel hat komplexe Folgen für unsere Region. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung und insbesondere in den vergangenen 50 Jahren sind die Winterniederschläge deutlich angestiegen. Der Vergleich des jüngsten langjährigen Mittel 1995 bis 2024 gegenüber früher gibt einen Anstieg um 35mm wieder. Zwar fällt im Winter heute mehr Niederschlag als früher, doch dieser nützt den Pflanzen im Sommer kaum. Da die Böden im Winter oft schon gesättigt sind, kann das Wasser nicht gespeichert werden und fließt oberirdisch über Flüsse und Bäche ab oder versickert zu tief ins Grundwasser. Kurz gesagt: Mehr Regen im Winter gleicht den Wassermangel im Sommer nicht aus.

Entwicklung des Niederschlags im hydrologischen Winter (Nov-April) in SÜW:

Wasser fehlt auch im Weinbau

Mit durchschnittlich rund 430 l/m2 fehlt gerade im Weinbau (April bis Oktober) viel Niederschlagswasser. Nicht nur die europäische Trockenperiode macht sich hier bemerkbar. Klimawandelbedingter Trockenstress und Starkregenereignisse beschleunigen ihrerseits Bodenerosionen und schaden belebter Natur und Infrastruktur. Kommunen, Gartenbesitzer:innen und Landwirtschaft bereiten sich auf Wassermangel und Erosionen durch Starkniederschläge und Sturzfluten vor. Denn die Wasserspeicherkapazität unserer Böden leidet nachhaltig unter den Folgen der klimatischen Veränderungen.

In ganz Rheinland-Pfalz ist die Grundwasserneubildung bereits um 25% zurückgegangen. Das belastet Trinkwasser und Ökosysteme: Fünf Millionen Bäume wurden 2018 und 2019 in Rheinland-Pfalz notgefällt. Der Klimawandel begünstigt durch Schädlinge (z.B. Fichtenborkenkäfer), Trockenstress, Stürme und Starkregen auch Waldschäden in unserem Pfälzerwald in bisher ungekanntem Ausmaß. Sommerliche Trockenheit, Schädlinge und geringe Niederschläge zur forstwirtschaftlichen Zeit erhöhen den Druck mit jedem Jahr.

Entwicklung des Niederschlags von 1881 bis 2024 (seit 2010 nur 3 Jahre mit gleichwertig viel bzw. mehr Niederschlag als zur vorindustriellen Zeit)